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Artikel ueber das ALRS 7 in der NZZ

Die Neue Zuercher Zeitung hat das ALRS VII besucht, ein Fotograph hat viele Fotos geschossen, ein Journalist viele Flyer und Gaeste interviewt. Entstanden ist ein schoener Artikel ueber unser Hobby, publiziert in der heutigen NZZ auf Seite 13. Der Artikel ist auch auf der Website der NZZ zu finden.

Flugtage der Schweizer Modellraketenbauer im Neuenburger Jura

Modellraketenbauer betreiben ein ausgefallenes Hobby. Am Wochenende fand ihr grosses jährliches Meeting im Neuenburger Jura statt. Dabei erlebte auch ein riesiger NZZ-Bleistift den Erstflug.

fsi. Val-de-Ruz, 23. September

Kurz vor elf Uhr am Samstagvormittag schiesst der Adrenalinspiegel der Müllers in den roten Bereich. Ein paar Dutzend Schritte entfernt steht ihre Rakete auf der Startrampe 2B, alles ist bereit für den Jungfernflug. Stunden um Stunden haben Andreas Müller und seine Frau Jacqueline in den vergangenen Monaten in den Bau des 2,40 Meter langen und 9 Kilogramm schweren Geschosses aus Phenolharz-Hartpapier, Glasfasern und Balsaholz gesteckt. Sie haben gefräst, gebohrt, gefeilt, geschliffen, gespritzt und poliert. Sie haben gerechnet, gewogen und getestet, und erst vor wenigen Tagen ist ihr Missil fertig geworden. Es ist allerdings keine herkömmliche Amateur-Rakete, die auf der noch taufeuchten Wiese auf die Zündung wartet. Der 44-jährige Mathematiker Müller hat es eher mit den ausgefalleneren Formen, und nachdem er bereits eine Toblerone-Schokolade mit Raketenmotor gebaut hatte, sollte es nun der Werbeträger seines Leibblattes, der sechseckige blaue NZZ-Bleistift, sein.

Eine raketenbegeisterte Familie

Endlich gibt der Launch Control Officer den Start frei. Er zählt den Countdown von fünf an rückwärts und drückt den Knopf der elektronischen Zündung. Ein feines Räuchlein zischt auf. Einen bangen Augenblick lang geschieht nichts. Dann fährt eine gleissend rote Flamme aus dem Heck, und das überdimensionierte, blau glänzende Schreibgerät röhrt in den dunstigen Himmel über dem Val-de-Ruz. Angetrieben von einem Kilogramm Festtreibstoff, wie er auch in den Boostern der Spaceshuttles zum Einsatz kommt, erreicht der NZZ-Bleistift eine Höhe von 450 Metern. Beim Rücksturz auf etwa 300 Metern Höhe entfaltet sich der blauweisse Fallschirm, den Jacqueline Müller aus Segeltuch genäht hat, und das Missil schwebt, in zwei Teile getrennt, sanft herab auf den Acker beim Startgelände.

Die Zuschauer applaudieren, und das Ehepaar Müller und seine Kinder Carmen und Lukas strahlen: Die raketenverrückte Familie aus Altendorf am oberen Zürichsee hat ein weiteres Glanzstück in ihrem Missil-Park. Der 16-jährigen Carmen, die für ihre Maturaarbeit im Windkanal der ETH den Öffnungsschock von Fallschirmraketen untersucht hat, gehört die selbstgebaute «Pink Camouflage» in kessem rosa Tarn-Look. Ihr 14-jähriger Bruder besitzt gleich zwei Modelle, eine «Bull Puppy» und eine zweistufige «Black Brant 10». Selbstverständlich kommen alle fünf Raketen am Meeting in dem weiten Hochtal im Neuenburger Jura zum Einsatz.

Sicherheit hat höchste Priorität

Das Treffen im Val-de-Ruz ist der wichtigste Vereinsanlass der etwa 50 Mitglieder zählenden Argos, der Advanced Rocketry Group of Switzerland. Auf Sicherheit wird höchster Wert gelegt, denn schliesslich handelt es sich hier nicht um Silvesterböller, sondern um schwere Geschosse, die beachtliche Höhen erreichen können. Das Meeting ist beim Bundesamt für Zivilluftfahrt angemeldet, und für Flüge über 2000 Meter Höhe muss jeweils bei Skyguide eine Bewilligung eingeholt werden. Die Strasse, die ein paar hundert Meter vom Startgelände verläuft, bleibt während des Meetings vom Freitag bis Sonntag gesperrt.

Jede Rakete wird vor dem Start von zertifiziertem Personal kontrolliert, und es gelten Sicherheitsbestimmungen, die aus dem Regelwerk der amerikanischen Tripoli Rocketry Association übernommen und zum Teil noch verschärft worden sind. Auf dem Startgelände und im angrenzenden Zeltpark, wo emsig gewerkelt und geschräubelt wird, ist deshalb Englisch die offizielle Sprache. Dies bereitet den Raketenamateuren freilich keine Mühe; was sie machen, setzt einige Bildung und technisches Verständnis voraus. Mittels Computerberechnungen und Simulationsprogrammen werden die Eigenbau-Raketen ausbalanciert und vor dem Erststart gleichsam auf Motor und Leitflossen geprüft. Um Treibstoff zu kaufen, muss man 18 Jahre alt sein und eine Lizenz besitzen, und auch elektronische Zündungen und chipgesteuerte Höhen- und Beschleunigungsmesser sind kein Kinderkram.

Postrakete und «Honest John»

34 Raketenbauer aus mehreren Ländern von Spanien bis Grossbritannien und zu den Niederlanden nehmen am Treffen im Val-de-Ruz teil. Das sind etwas weniger als in früheren Jahren, aber zu sehen gibt es trotzdem viel Aussergewöhnliches. Da ist zum Beispiel die 3,20 Meter grosse Postrakete «Austrom 2» des Vorarlbergers Herbert Groot. Mit ihr schiesst er im Auftrag der österreichischen Post Briefe in die Luft, die später mit Flugzertifikat an Philatelisten verkauft werden. Seine heutige Ladung besteht aus Jubiläumscouverts für den Ingenieur Friedrich Schmidl. Dieser Raketenpionier wollte in den dreissiger Jahren Post von Talschaft zu Talschaft schiessen und unternahm in der Steiermark erfolgreich Versuchsflüge. Die Post zeigte sich allerdings nicht interessiert, und so versandete das Projekt.

Der Höhepunkt des Meetings allerdings ist der Start von «Honest John», dem Modell im Massstab 1:3 eines amerikanischen Waffenträgers. Der Motor des rotweiss lackierten, 21,5 Kilogramm schweren Brummers des Mailänder Goldschmieds Armando Bianco verfügt über einen durchschnittlichen Schub von 1297 Newton und brennt 5 Sekunden lang.