Red Flash
Zweistufige "Red Flash"
Original Text und Bilder vom Baubericht aus dem EURocketry-Forum !
Eigentlich ist sie bereits eine alte Lady, erbaut 1999, trotzdem ist es sinnvoll hier einmal eine kurze Dokumentation zur "Red Flash" abzuliefern, da ich immer wieder nach "Staging von High Power Raketen" gefragt werde.
Die Red-Flash basiert auf Teilen des PML "Quantum Leap" Bausatzes, ist aber stark modifiziert. Der Booster wurde verlängert, die ganze Bergung, Zündung und Avionik wurde komplett neu entwickelt, das einzige was noch an das PML Modell erinnert ist die unverkennbare Form.
Posieren für RocketMan, der sich am Autolack-Finisch begeisterte... |
Und natürlich posieren mit Sue McMurray...
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Dann gings ab zum Start. Für den Erstflug war im Start-Booster ein J350-W drinn, in der Oberstufe (Sustainer) ein I161-W. Huch, wer ist denn da noch neben mir im Bild ;) |
Was auch fehlte war eine Leiter! Zum Glück war "der Lange aus Schweden" (Rolf Orell ) dabei und konnte nicht nur armieren sondern sogar sehen, dass der Höhenmesser und Timer Kontakt meldeten. |
Letzte Checks vor dem Start... |
Die Startfotos auf einem J350 / I161. Gleich am Start zog die Rakete leicht zur Seite weg, um dann aber stabil und gerade mit einem Winkel von etwa 20° zur Senkrechten weiterzufliegen. |
Burnout des J350 |
Zündung des I161 in etwa 600m Höhe |
Fotos vom Bau habe ich leider keine gemacht, jedoch bin ich derzeit an einem kleinen Umbau (für ALRS) und werde dabei das Innenleben fotografieren. Der strukturelle Aufbau ist klassisch. Die Körperrohre wurden mit 2 Lagen 160g/m2 Glasfaser verstärkt, die Glasfaserflossen sind "Through the wall" montiert und die Leimstellen auf Motorhalter und auch innen und aussen am Körperrohr wurden mit schmalen Glasbändern verstärkt. Hier mal ein Systemschema der Red Flash. Der Booster hat im Interstage-Segment einen 2-Kanal Timer (BlackSky) an Bord, welcher zum Einen für die Stufentrennung zuständig ist und zum Zweiten für den Ausstoss de Booster-Fallschirmes. Die Ausstossladung des Booster-Treibsatzes dient als Backup-System. Ein zweiter Timer2 is für die Oberstufenzündung zuständig. Allerdings kann der Timer2 keinen Treibsatzzünder direkt zünden, weshalb ich ein kleines "Booster-Board" mit eigener Batterie dazwischen geschaltet habe. |
Hauptgrund für den Umbau ist die nach wie vor ungenügende Steiffigkeit der 1.5mm starken GFK Flossen. Hier ein paar Flugbilder, um zu dokumentieren was ich meine: http://www.dph.com/vidroc/XPRS_2004/video/USS_Bakula_HiRes.mov Diese Quantum Leap flog auf K550 -> K185 und hatte mit einer Lage Glasfaser verstärkte Flossen!!! |
Aufbringen des Carbon-Gewebes |
Verstärkung mit zusätzlichem Carbon-Streifen |
Nächste Lage: Perforierte Kunststoff-Trennfolie. Kleine Löcher sorgen dafür, dass nach wie vor Epoxy abgeleitet werden kann, jedoch kleben alle aussen liegenden Schichten nicht mehr fest. |
Alle Bleeder montiert |
Zum Schluss wird hintene in Abschlussstück eingepasst |
Wo leckt er bloss, wo leckt er bloss... Immer noch entsteht kein Unterdruck... |
Endlich ist der "&%*!+!!"-Sack dicht! |
Sack ist dicht und die Pumpe kann nun über Nacht laufen und den eingestellten Druck beibehalten. |
Nachdem zum Vakuum-Verfahren keine Fragen aufgetaucht sind, will ich nun mal auf grundsätzliche konstruktive Probleme und Internals eingehen. Für das Staging von HPR Raketen gibt es verschiedene gängige Verfahren. Sehr gebräuchlich ist das Verfahren, im Booster drei oder vier Stäbe und im Sustainer entsprechende Rohre einzukleben. Diese Verbindung ist sehr fest und sehr leichtgängig, wenn sie präzise gebaut ist, was mit Hobby-Mitteln vor allem bei nicht allzu grossen Raketen nicht ganz einfach ist. Sind die Stäbe oder Rohre nicht ganz genau parallel montiert, kann die Verbindung leicht klemmen. Hier das Beispiel einer von Andreas Müller am LDRS fotografierten Rakete |
Eine zweite Variante ist das Rohr-Kuppler Verfahren, wie es auch von PML in der Quantum Leap eingesetzt wird. Nachteil dieses Verfahrens ist die nur mässig präzise Kopplung, die geringe Seitenführung und auch Einschränkungen bei der Flossenmontage. So sind bei der Quantum Leap die Flossen des Sustainers nur in der vorderen Hälfte "Through the Wall", mit ein Grund für die von mir gewählte massive Verstärkung der Flossenwurzel. Im ersten Bild dieses Beitrages ist der Interstage Teil schön zu sehen. Zum einen ist diese "Spitze des Boosters" nach dessen Abwurf, und zum anderen koppelt er den Sustainer an. Man beachte die Länge des Kopplers, welche hier mehr als 1 Kaliber ist. An dieser Stelle habe ich damals keine Veränderung der Konstruktion vorgenommen, allerdings an einigen Punkten dringend nötige Verstärkungen vorgenommen, auf welche ich noch eingehen werde. Die Trennung kann grundsätzlich auf drei Arten erfolgen:
Drag Separation funktioniert nur zuverlässig, wenn die Verbindung sehr leichtgängig ist und der Booster mehr Durchmesser (und damit Luftwiderstand) hat als der Sustainer. Trennung durch Zündung der Oberstufe sieht man oft, das ist aber i.m.h.o. Estes-Technik und einer HPR Rakete nicht würdig, auch wenn man das in den USA teilweise sogar mit "N" Triebwerken in der Oberstufe sieht. (Man sieht dort aber auch abstürzende Booster, weil der "N" diesem so stark zugesetzt hatte, dass er keine Lust mehr hatte, seinen Fallschirm auszustossen) Die einzige saubere Lösung ist eine aktive, gesteuerte Stufentrennung mit nachfolgender Zündung der Oberstufe. Im Bausatz sieht PML Trennung durch Zündung der Oberstufe vor. Diese Zündung erfolgt von der Zwischenstufe (Interstage) aus, was nicht meinen Vorstellungen entsprach. Ich wollte eine kontrollierte Stufentrennung und Zündung der Oberstufe erst 1 Sekunde nach Stufentrennung, was eine Verlegung der Zünd-Elektronik in die Oberstufe bedingte. (Siehe Uebersichts-Schema, weiter oben) In den Flugbildern sieht man schön, wie das funktioniert hat und wie der ausgebrannte Booster im Moment der Oberstufenzündung bereits nicht mehr im Abgasstrahl der Oberstufe ist. |